Wieviel ist ein Bürgerradio mit 80 Reportern wert? Debatten beim Ökosozialen Forum in Erfurt
Auf Einladung von Detlef Wendt, Bundesvorsitzender des Ökosozialen Forums Deutschland, hielt Alexander Dill am 25. November 2009 einen Vortrag über die Bewertung von Gemeingütern in Erfurt. Anschließend debattierten Abgeordnete der Fraktionen im Thüringer Landtag (Videocasts werden noch erstellt).
Der Philosoph Roland P. Ropers und der Moderator der Podiumsdiskussion, Carsten Rose vom Thüringer Freien Rundfunk führten dazu eine Radiodebatte, die als Podcast bereits online ist. Provozierend fragte Rose, ob man mit gemeinsamem Singen und Spazierengehen die Probleme der Finanzkrise lösen könne, was Dill mit dem Hinweis auf den Wert einer intakten Sozialstruktur bejahte. Als es auf die Verantwortung des Nordens für das Elend des Südens kam, vertraten sowohl Ropers wie Dill die These, es gäbe auch gesunde Länder dort und Geldtransfer könne die Probleme dieser Staaten nicht lösen.
Mit 80 ehrenamtlichen Korrespondenten, darunter auch Seniorenreporter, bildet Radio F.R.E.I in Erfurt selbst ein Beispiel dafür, wie wertvoll soziale Gemeingüter sind. Wir waren überrascht, am Donnerstag Morgen um 9 gutgefüllte Räume und Studios vorzufinden. Den Gesamtwert des durchgehend gesendeten Programms, das auch Musik umfasst, könnte man auf mindestens 3 Mio Euro pro Jahr schätzen – das wäre mehr, als das Unternehmen Mitte in Basel kommerziell mit Caféhaus, Restaurant und Raumvermietung umsetzt.
Bedenkt man, dass Erfurt zwei Kriege und drei Währungsreformen erlebt hat, ist dieser soziale Reichtum die Basis, auf der sich eine stabile Realwirtschaft entwickeln kann. Es wäre nicht überraschend, wenn in Thüringen, wo es keine internationale Finanzwirtschaft gibt, deren Transaktionen das BIP pro Kopf erhöhen können, die Gemeingüter mehr wert wären, als die um die Kreditaufnahme und die Transferleistungen reduzierten Wirtschaftsumsätze. Damit würde sich die schlechte Einstufung Thüringens durch die Initiative Soziale Marktwirtschaft, die nur Jena ein bißchen Umsatz zugesteht, als weltfremde Ideologie erweisen, denn es kann doch wohl unmöglich das volkswirtschaftliche Ziel dieser gering bewerteten Landkreise sein, aus hoch bewerteten Landkreisen Unternehmen abzuwerben, um dann dort ein Sinken zu bewirken. Insofern ist es an der Zeit, die positiven Werte der Kreise zu erheben und herauszustellen, anstatt sie mit Starnberg oder Böblingen zu vergleichen.
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admin am 27. November 2009 in Allgemein