Archiv der Kategorie ‘Allgemein‘

Bundesverwaltungsgericht: Münchner Stadtrat muss Grundrechte einhalten

Seit Jahren kämpft die Stadt München erfolgreich gegen jüdische und palästinesische Organisationen und Aktivisten, die die Apartheid in Israel, die hundertfachen unbestraften Morde an Palästinensern, den Landraub durch Israel und die wirtschaftliche und politische Entrechtung von fast fünf Millonen Menschen seit 1948 nicht als Ausdruck der „einzigen Demokratie im Nahen Osten“ (Peter Münch in der Süddeutschen Zeitung) sehen wollen.

2017 fasste der Stadtrat einen Beschluss gegen die sogenannte BDS-Bewegung, wonach Organisationen und Personen, die diese Bewegung unterstützen, keine Räume der Stadt München nutzen dürfen. Bereits vorher mussten jüdische Künstler wie Nirit Sommerfeld und der renommierte Psychiater Professor Rolf Verleger u.a. in Kirchen vortragen, da die Stadt München ihnen vorwarf, die Palästinenser zu unterstützen. Bereits 2009 wurde der jüdische Historiker Ilan Pappe von der Stadt München ausgeladen. Der weltberühmte Dirigent Daniel Barenboim, der sich seit Jahrzehnten für die Rechte der Palästinenser einsetzt, musste sich nach Angaben palästinensischer Gruppen in München bereits selbst gegen ein Konzertverbot wehren.

München kann nicht zuletzt nach der Entlassung des russischen Dirigenten Valery Gergiev – sein Vergehen: Kontakt zum russischen Präsidenten – nunmehr auf eine bald einhundertjährige Tradition von poltischer Verfolgung und Intoleranz zurückblicken. Diese schilderte der emigrierte, 1884 geborene Münchner Lion Feuchtwanger bereits 1930 in seinem Roman Der Erfolg.

Bereits der Verdacht Antisemit zu sein – jede Diskussion dieser Denunziation mit einem Begriff des 19. Jahrhunderts ist sinnlos – kann in der Weltstadt mit Herz zur Entlassung und zum Berufsverbot führen.

Damit Palästinenser wie Fuad Hamdan, der seit Jahren eine jüdisch-palästinensische Dialoggruppe in München leitet und mit 18 Jahren nach München kam, überhaupt öffentlich auftreten können, müssen sie nach London oder Paris ausweichen – oder aber in den Club Voltaire in Frankfurt. Bei seinem Vortrag in dem legendären Studentenclub bedankte er sich mit den sarkastischen Worten: „Dass man einen Palästinenser einlädt, ist eigentlich schon fast antisemitisch“.

Nun ist es den in München lebenden palästinensischen Bürgern mit etwa 40.000 Euro Spenden gelungen, zumindest ein Zeichen für Toleranz in der intoleranten Landeshauptstadt zu setzen: Durch buchstäblich alle Instanzen (Die Stadt München hoffte noch in der Revision auf eine erfolgreiche Rechtsbeugung) gelang es ihnen, den 8. Senat des Bundesverwaltungsgerichtes festellen zu lassen, dass Grundrechte sogar und auch in der Stadt München gelten – auch dann, wenn der Stadtrat das Gegenteil beschliesst.

Die Stadt muss also fortan Veranstaltungen von Juden und Palästinensern auch dann genehmigen, wenn in diesen die Politik des Staates Israel kritisiert wird. Dessen Morde und Hinrichtungen als ‚jüdisch‘ zu bezeichnen, stellt eine ernstzunehmende Beleidigung der jüdischen Religion dar. ist doch im sechsten Gebot im Buch Moses das Morden ebenso verboten wie die Blutrache.

Dass die Münchner Palästinenser so viel Sozialkapital aktivieren konnten, dass dies gar das Bundesverwaltungsgericht überzeugte, lässt Hoffnung für die Demokratie in Deutschland aufkommen.

Wann werden Flüchtlinge erfolgreich dafür klagen, dass auch ihre in Deutschland lebenden Kinder das eigentlich jedem Kind zustehende Kindergeld erhalten können? Wann werden Flüchtlinge das Recht erhalten, in ihrem Heimatland bei der deutschen Botschaft einen Visumsantrag für die Bundesrepublik Deutschland stellen zu können? Dies ist ihnen unter anderem in Afghanistan, Syrien und der Türkei verboten.

Ein funktionierender Rechtsstaat könnte die schäbige Tradition der Intoleranz in München beenden.

 

 

 

 

 

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admin am 11. September 2022 in Allgemein

Strasseninterviews zur Freundlichkeit – warum das Sinn macht

Unsere weltweite Umfrage mit dem allzu wissenschaftlichen deutschen Namen Sozialklimamonitor ist vor der Corona-Krise von vielen Verwaltungen belächelt worden: Sind soziale Güter nicht das Ergebnis von erfolgreichem Wirtschaftswachstum und den daraus resultierenden hohen Steuereinnahmen? Was kann man sich für soziale Güter kaufen?

Insgesamt rund 400 Medien sahen das nicht so und berichteten. Mehrere Zeitungen, auch die Deutsche Presseagentur dpa haben unsere Umfrage nach Vertrauen, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit mit eigenen TV-Teams auf den Strassen von Berlin, Frankfurt, Köln, Leipzig, München und Köln selbst duchgeführt. Hier Berlin:

Die Umfrage fand, wie man sieht, vor der Corona-Krise statt. Für uns ist die Krise Anlass, Städten, Kommunen, Kantonen, Bezirken, Landkreisen und Bundesländern in Deutschland, Österreich und der Schweiz erneut die Teilnahme am Sozialklimamonitor anzubieten.
Freundlichkeit befördert und erzeugt nämlich jene als Vertrauen und Solidarität bezeichnete Hilfsbereitschaft, auf die Millionen Bürger und unsere Staaten nun bauen müssen, wenn sie wieder in die Normalität eines funktionierenden Gemeinwesens zurückkehren möchten.

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admin am 01. April 2020 in Allgemein

Warum die Bereitschaft, öffentliche Güter mitzufinanzieren, ein Indikator wird

Anfang 2019 konnten die Leser von einigen Medien eine überraschende Meldung der dpa lesen: Die Deutschen, so hieß es dort, haben im weltweiten Vergleich eine hohe Bereitschaft, Steuern zu bezahlen. Die vom Basel Institute of Commons and Economics in der Finanzierungskommission der Vereinten Nationen veröffentlichten ersten Ergebnisse des World Social Capital Monitor zeigten in der Tat, dass im internationalen Vergleich Deutschland im Wortsinne ein Steuerparadies ist. (siehe Bild in der FAZ)

Nachdem es bisher sowohl die EU als auch die Bundesregierung ablehnten, die Bereitschaft zum Mitfinanzieren öffentlicher Güter als Indikator anzuerkennen – EU Steuerkommissar Pierre Moscovici lehnte 2017 den Indikator mit der Begründung ab, er könne Staaten auf den Gedanken bringen, diese Bereitschaft und damit die Steuern zu erhöhen – sind die UN-Nachhaltigkeitsziele und die Tax Commission der UN derzeit die einzigen Institutionen, die den neuen Indikator zulassen.

Das ist erstaunlich, denn gerade die EU und die Bundesregierung möchten ja ihre Steuereinnahmen ständig erhöhen und begründen dies mit steigenden Sozial, Umwelt- und Verteidigungsausgaben. Mit einem Jahresbudget von 175 Milliarden Dollar ist die EU zudem die weltgrößte IGO (Intra Governmental Organization) und verfügt über das Vierfache des Budgets der gesamten UN.
Es ist zu hoffen, dass sich diese Einstellung 2019 ändert und im Deutschen Sozialklimamonitor erstmals für alle deutschen Bundesländer und Städte nach sozialen Gütern, von denen das gesamte Gemeinwesen abhängt, gefragt werden darf: https://trustyourplace.com.

Nachdem über 170 Medien die dpa-Meldung mit unterschiedlichsten Überschriften übertnommen haben, erschienen auch eine Reihe von Kommentaren, die wiederum – so in der Welt – selbst kommentiert werden durften.
Beginnen wir mit der Kritik an der Studie und ihrem Ergebnis: Nachdem der Spiegel, der noch immer als Deutschlands Leitmedium gilt,  titelte ‚Deutsche zahlen ganz gerne Steuern‘, kritisierte die Welt-Kommentatorin Andrea Seibel diese Interpretation und rief ihre Landsleute auf: ‚Deutsche, zeigt Mut, seid keine Steuerlämmer!‘.
Die 365 Kommentare zeigen, dass zumindest gutverdienende Männer etwas höheren Alters diesem Aufruf folgen und ihrem Ärger Ausdruck geben, die Steuern seien ohnehin zu hoch und würden falsch ausgegeben. Unsere Frage war allerdings nicht, ob jemand persönlich gerne Steuern zahlt – ‚Zeige mir einen‘ stichelt Andrea Seibel – sondern, wie der Befragte die allgemeine Bereitschaft in seiner Umgebung bewertet, Steuern zu bezahlen. Eine Perzeptionsfrage also.
Allerdings kritisierte Andrea Seibel auch, die Ergebnisse seien nicht repräsentativ. Nun, Frau Seibel, eine anonyme Umfrage in 45 Sprachen und 141 Ländern kann nicht repräsentativ sein. Es gibt zu unserer Art des Fragens einen englischen Methodologiereport, den man sich hier zu Gemüte führen kann.
Verkürzt gesagt, geschieht Folgendes: Unsere Frage, wie man den Zustand von derzeit acht sozialen Gütern bewertet, richtet sich an den Soziologen im Befragten, als der er (oder sie) von uns angesehen wird. Wir haben durch zahlreiche Tests festgestellt, dass Bürger sehr gut ihre sozialen Güter beurteilen können – und dabei keinen Grund haben, diese durch subjektive Erlebnisse und Ansichten auf- und abzuwerten.
So haben etwa aufgrund der Berichte am 3.1.2019 wiederum Befragte anonym Deutschland bewertet. Eine Dame aus dem bayerischen Erbach, die auch qualitativ aktiv war, ‚ (Mich kotzt die hetzjagt gegen die deutsche Autobranche an), vergab eine ‚1‘, also den niedrigsten Wert. Das ist in Deutschland völlig unrealistisch und ist die erste überhaupt vergebene ‚1‘ . Sie setzte ihren eigenen Ärger als Bewertung der Gemeinschaft.

Ein solches Protestvotum gibt es durchaus. Da aber am 3.1. 2019 auch ein Teilnehmer aus dem Münchner Vorort Ottobrunn die Steuerbereitschaft mit 9 bewertete, Teilnehmer aus Witten und Bonn mit 8, lag der Schnitt am 3. Januar sogar leicht über 7. ‚Das sind wohl die, die keine Steuern zahlen‘, vermutet Andrea Seibel in der Welt.

Es fällt uns offen gestanden schwer, Journalisten und Mitarbeitern von Verwaltungen und Organisationen zu erklären, wie Validität entsteht und wie sie ausgewiesen wird. Die meisten glauben einfach, die Zahl von 1003 Befragten, die ‚repräsentativ‘ ausgewählt wurden, spräche für die Richtigkeit und Wahrheit der Ergebnisse.

Dabei würde ja gerade im Falle dieses Indikators die Wut der Kritiker noch steigen, wenn sie hören müßten, dass eine große Mehrheit von Deutschen die Bereitschaft zur Finanzierung öffentlicher Güter durch Steuern in Deutschland für hoch hält.

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admin am 05. Januar 2019 in Allgemein

Investment Case Frieden? Nachhaltigkeitsfonds zwischen Aktienfiltern und Paradigmenwechsel

Wie die Wirtschaftsjournalistin Susanne Bergius in ihrem aktuellen Nachhaltigkeitsnewsletter des Handelsblatts ausführt, möchten immer mehr Aktien- und Anleihenfonds die Nachhaltigkeitsziele der UN berücksichtigen. Unter dem Titel „UN-Ziele zum Investmentfall machen“, hat sich Bergius in der internationalen Szene der institutionellen Investoren umgehört.
Dabei hat sie im Handelsblatt erstmals eine Tabelle veröffentlicht, in der die ökonomischen Auswirkungen „globaler Lasten“ (Global Burden) als Anteil am Welt-Bruttosozialprodukt berechnet werden.
Überraschung: Nicht der Klimawandel, den aufzuhalten nicht wenige als Hauptaufgabe der 17 UN Nachhaltigkeitsziele sehen, Gewalt und bewaffnete Konflikte sind die größten Schädiger der ökonomischen Entwicklung (siehe Grafik links).
Das Basel Institute of Commons and Economics hat im Dezember 2017 in der UN IATF on Financing Development erstmals Frieden als Business Case bezeichnet und berechnet, wie viele Mittel zur Erreichung der UN-Ziele frei würden, wenn es gelänge, Konflikte mit diplomatischen Mitteln auszutragen.
(wird noch fortgesetzt).

 

 

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admin am 13. Mai 2018 in Allgemein

Der deutschsprachige Raum – die grossen Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz

Willkommen bei der deutschen Version! Während der Grossteil der Projekte des Basel Institute of Commons and Economics inzwischen weltweit stattfindet, so der World Social Capital Monitor und die Studien zur Wechselwirkung und Finanzierung der  17 Nachhaltigkeitsziele der UN, bleibt der deutschsprachige Raum noch immer Ursprung und Zentrum dieser Form der intellektuellen Entwicklungshilfe und Völkerverständigung.
Zögerlich, aber immerhin überhaupt, haben der Kanton Basel (2010) und das deutsche Entwicklungsministerium BMZ (2015) erste Studien zum Wert von Gemeingütern und Sozialkapital in Auftrag gegeben – Studien, ohne die es die weltweite Bewertung von Sozialkapital heute nicht gäbe.
Was sind nun die Besonderheiten der nicht-materiellen Güter in diesen drei Staaten?
Wählen wir einen ungewöhnlichen Weg, nämlich den Vergleich der Anzahl der Sozialwohnungen. Wie wir in unserer neuen Version von Was ist Sozialkapital 2018 aufzeigen konnten, unterscheidet sich die Zahl der Sozialwohnungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl erheblich (siehe Grafik). 

Versuchen wir, diese Unterschiede zu erklären: Die Baukosten sind in Deutschland viel höher als in Österreich und der Schweiz? Die Schweizer und Österreicher verdienen einfach so viel weniger als die Deutschen und benötigen deshalb mehr Sozialwohnungen? Österreich und Schweiz sind sozialistische Systeme, in denen das Recht auf Privateigentum mißachtet wird?

Nein, alle drei Länder haben fast gleiche Rechts- und Steuersysteme, gesetzliche Rentenversicherung und staatlich kontrollierte Löhne und Mieten. Alle drei bieten Sozialhilfe, freie Schule und Universität sowie kostenlose Gesundheitsversorgung für Niedrigverdiener und Arme an. Auf der Suche nach Erklärungen für einen doch sehr körperlichen und materiellen Akt, nämlich die Bereitstellung von Wohnraum, stossen wir auf diese Tabelle:

Wäre es denkbar, dass es in den drei Ländern etwa nicht-materielle Einstellungen geben könnte, die sogar den Wohnungsbau beeinflussen? Den statistischen Ämtern wären diese unbekannt, da es bisher keine anerkannten Methoden und Verfahren zur Bewertung nicht-materieller Güter gibt.
Allerdings ist den statistischen Ämtern auch die Zahl der Sozialwohnungen und die Zahl der Armen und Arbeitslosen unbekannt.
Die hier erstmals päsentierte Tabelle stammt aus den Ergebnissen der deutschen Version (CH: Deutsch und Französisch) des Sozialkapitalmonitors, die Sie hier einfach selbst testen können: https://trustyourplace.com/?lang=de

Wir zeigen diese Ergebnisse ungern, denn zahlreiche Ministerien und Verwaltungen in allen drei Ländern lehnen die Bewertung und Einbeziehung nicht-materieller Einstellungen und Güter leidenschaftlich ab.

Dabei hätten sie dazu keinen Grund: Selbst in Deutschland sind mehrere soziale Güter im internationalen Maßstab sehr hoch bewertet, so die Hilfsbereitschaft (7,0) und die Bereitschaft, Steuern zu bezahlen (7,2).

Nur Sozialwohnungen können die Deutschen nicht. Wahrscheinlich fehlt es ihnen an Vertrauen (6,3) dass diese auch nur an wirklich Bedürftige gehen und an der Freundlichkeit (6,5) und Gastfreundschaft (6,0), die Sozialwohnung auch armen Einwanderern zu gönnen, die zumindest in der Schweiz die Hauptnutzer dieses Gemeingutes sind.
In Österreich konnten Niedrigverdiener einen Rechtsanspruch auf eine Sozialwohnung ebenso durchsetzen, wie die im Durchschnitt doppelt so hohe Rente (im Vergleich zu Deutschland) und die Auszahlung eines fast steuer- und abgabenfreien 13. und 14. Monatsgehaltes. Oder, kehren wir es um: In Österreich und der Schweiz sieht die wohlhabende herrschende Klasse keinen Grund, dem Volk das Leben zusätzlich zu erschweren und zu vermiesen. Sie möchte vom Volk respektiert und unterstützt werden. Den deutschen Eliten ist das egal. Sie werden erst dann Sozialwohnungen bauen, wenn durch Streiks und gewaltsame Demonstrationen die Gefahr besteht, dass ihre eigenen Pfründe wie die der Steuer- und Abgabenbefreiung in Gefahr geraten.

 

 

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admin am 25. Februar 2018 in Allgemein

Länderrating – jetzt selbst bewerten!

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admin am 15. Juli 2011 in Allgemein

Mit Sozialkapital 1,7 Billionen Euro Staatsschulden tilgen?

Mit Sozialkapital Staatsschulden tilgen? Das klingt wie mit Monopoly-Spielgeld die Miete bezahlen zu wollen. Andererseits wird die Tilgung der Schulden des deutschen Bundes, der Länder und Gemeinden mit einer Gesamthöhe von 1,7 Billionen Euro in Deutschland gar nicht diskutiert. Dass dieser Betrag nicht zurückzahlbar ist und nur Inflation oder Währungsreform als Rettung in Frage kommen, gilt als gesichertes Allgemeinwissen.
Diese fatalistische Sichtweise erleichtert die ständige Ausweitung der Staatsverschuldung und rechtfertigt für alle Beteiligten die Verschwendung von Steuergeldern, im Ganovenjargon gerne Staatsknete genannt. Da zudem auch noch die Zinsen für deutsche Staatsanleihen auf einem historischen Tiefpunkt stehen, also zahlreiche Vermögens- und Pensionskassenverwalter diese anderen, riskanteren Anlageformen vorziehen, kann Deutschland im Schnitt pro Tag 1 Milliarde Euro neue Schulden machen. Da dies nicht als Neuverschuldung gilt, ist dieser Betrag in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.
Da entdeckten wir beim Studium der jährlichen Steuerakten des deutschen Bundesministeriums für Finanzen Zahlen, die wir in folgende Tabelle brachten:

Vergleich der Entwicklung von Steuerarten in Prozent des Gesamtsteueraufkommens 1950 und 2009

Steuerart Prozent der Gesamtsteuer 1950 Prozent der
Gesamtsteuer 2009
Unterschied in Prozent
       
Umsatzsteuer 21,7 33,77 +64,25
Einkommensteuer 9,89 5,04 -49,4
Vermögensabgabe 8,8 0 -100
Lohnsteuer 8,56 25,79 +301
Körperschaftssteuer 6,87 1,46 -78,7
       
Grundsteuer 5,45 2,08 -61,84
Gewerbesteuer 4,94 6,18 +25,1
Total (in Mrd. Euro) 10.783 524.001  

Quelle: Bundesministerium der Finanzen, Tabellen 1950-1953 und 2006-2009

Für den Sozialkapitalforscher ist diese Tabelle äußerst aussagekräftig. 1950, fünf Jahre nach dem Ende des II. Weltkriegs, der 15 Millionen Flüchtlinge in die Bundesrepublik brachte, gab es noch kaum Vermögen und Wohlstand in Deutschland. Die Unternehmen begannen mit Schrotthandel und Hinterhofbasteleien, Kohle war der einzig verfügbare Rohstoff. Selbst Holz war knapp und teuer. Bayern, heute das reichste Bundesland, erhielt im Länderfinanzausgleich vom reichen Nordrhein-Westfalen 17 Millionen Mark.

Dennoch stammten 37 Prozent der Steuereinnahmen von Unternehmen und Besitzenden. Die Arbeitnehmer trugen nur mit 8,56 Prozent durch ihre Lohnsteuer zum Staatshaushalt bei. Finanzminister war damals Fritz Schäffer von der CSU. Seine oberbayerische Heimat beherbergt heute mehrere der reichsten Landkreise Deutschlands. Offensichtlich muss es damals in der Regierung vom Alten, wie Konrad Adenauer genannt wurde, eine realistische Vorstellung davon geg

order flagyl

eben haben, wie ein Staat nach dem Crash wieder hochkommt, indem er eine Soziale Marktwirtschaft kreiert, die künftigen Crashs widerstehen kann.

Der Beitrag, den Unternehmen und Wohlhabende zum Staatshaushalt leisten, ist unter SPD, Grünen und FDP-Regierungen auf 14 Prozent der Steuereinnahmen gesunken.

Wir haben für den SPIEGEL einmal ein paar weitere Zahlen zusammengestellt:

Spiegel-Grafik-1979-2009Die Zahlen bedürfen eigentlich keines besonderen Kommentares. Sie sprechen für sich. Was aber hat das Ganze nun mit Sozialkapital zu tun? In einem demokratischen Staat verwaltet der Staat im Auftrag der Bürger die öffentlichen Mittel. Jedes Jahr kritisiert der Bund der Steuerzahler die eine oder andere verschwendete Milliarde. Da alle Regierungen von den Bürgern gewählt wurden, haben damit auch die Bürger mehrheitlich die Schuldenpolitik gebilligt.
Allerdings hätten sie in Wahlen keine Alternative gehabt, da es in der Schuldenpolitik nie eine Opposition gab. Die Staatsverschuldung ist im Konsens gestiegen.
Aber welchen Vorteil haben die Bürger von 30 Jahren steigender Staatsschuld gehabt? Auch das haben wir errechnet:
Spiegel-Grafik Schulden-Vermögen

Es fehlt nun nur noch der Konsens zur Entschuldung. Eine Internet-Umfrage von T-Online mit 2000 Teilnehmern ergab eine grosse Mehrheit für unseren Vorschlag, die Staatsschuld über eine 20 prozentige Vermögensabgabe zu tilgen. Obwohl die Regierung Adenauer ein derartiges Steuersystem länger als ein Jahrzehnt ohne Steuerflucht und Volksaufstände praktiziert hat – und damit sogar die Kriegsschulden der Deutschen tilgen konnte, hielt es Sven Lorig, der Moderator des ARD-Morgenmagazins für ausgeschlossen, dass Politiker eine Vermögensabgabe beschliessen könnten:

Sozialkapital – das ist in diesem Fall die Fähigkeit, einen sozialen Zusammenhang zwischen der Entstehung der Schulden und ihrer Tilgung zu sehen, diesen aufzuzeigen und in eine Tilgungsinitiative einzutreten. Die Veröffentlichung der Zahlen ist ein erster Schritt dazu. Den nächsten Schritt müssen die Deutschen selbst gehen, wenn sie Schweizer Verhältnisse haben möchten, wie sie das ARD-Morgenmagazin in seinem Einspielfilm als heile Welt vorführte. Dabei haben auch der Schweizer Bund, die Kantone und Gemeinden Schulden.

Kritik und Disskussion des Vorschlages finden sich nach bisherigem Wissensstand in folgenden Blogs und Foren:
SPIEGEL-Forum
T-Online Forum
Das Gelbe Forum
Egon W. Kreutzer
alt-shift-x.de

Nachdem wir die Berechnung auch für die Republik Österreich gemacht haben, ist dort
die bisher umfangreichste Diskussion ausgebrochen:

http://derstandard.at/1288659809732/Schweizer-Institut-Oesterreichs-Staatsschulden-in-zehn-Jahren-tilgbar

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admin am 25. September 2010 in Allgemein

Kleine Länder ganz gross – der erste internationale Index Benchmark

Kleine Länder ganz gross – USA nicht unter Top 30, Österreich auf Platz 2

 In den letzten Jahren wurden mehrere neue Indices entwickelt, die Länder nicht nur nach ihrem Bruttosozialprodukt oder ihrer Exportstärke, sondern auch nach Biodiversität, Korruptionsanfälligkeit, menschlichen Entwicklungs-möglichkeiten und Friedlichkeit bewerten und vergleichen.

IndexBenchmarks2010small

So sieht die Welt aus, wenn Länder nach neuen Kriterien bewertet werden, etwa nach Biodiversität und Friedlichkeit.

 Insbesondere sind dies:

–          der Global Peace Index 
          der Shadow Economy Index
–      
   der Happy Planet Index
–         
der Human Development Index
–      
   der Environmental Sustainability Index

Die mit viel Engagement und Aufwand entwickelten Indices sollten jenseits der bekannten Daten der Weltbank Auskunft darüber geben,  wie auch jenseits der reinen demographischen und Finanzdaten Staaten ihre Potentiale nützen.

So lag im britischen Happy Planet Index zur Überraschung vieler Costa Rica auf Platz 1. Die USA führen die Liste der am wenigsten korruptesten Länder an. Australien konnte hinter Norwegen den zweiten Platz in Sachen menschlicher Entwicklung vermelden. Als umweltfreundlichstes Land gilt Finnland. Uruguay nimmt darin Platz 3 ein. Neuseeland wiederum ist das friedlichste Land der Erde.

Die Erwartung, dass verschiedene Indices auch verschiedene Resultate hervorbringen, wurden nun von unserem Institut durch einen Vergleich aller Indices überprüft.

In einem Index Benchmark wurden die fünf neuen Indices zusammengerechnet. Würden sie ein neues Bild der Bewertung von Nationen abgeben?

Wiederentdeckung der alten Weltsicht

Mit einem Visualisierungsprogramm wurde die Gewichtung der Länder im Vergleich der Indices in eine maßstabsgetreue Weltkarte importiert. Diese verblüfft gleich durch mehrere Besonderheiten:
– grosse Staaten wie Russland, China, Indien und die USA erscheinen auf der Karte als Kleinstaaten

– mit einem überdimensionierten Europa erscheint die Welt so eurozentrisch wie in den frühen Seekarten des Altertums

– Afrika schrumpft zu einer kleinen Inselgruppe

   Da nicht für alle Staaten auch in allen Indices Daten vorliegen, fehlen einige Staaten, die vermutlich eine gute Positionierung haben würden, z.B.  Singapur, Hong Kong, Luxemburg, Liechtenstein und Island.
Nur 10 nichteuropäische Staaten schaffen es unter die ersten 30 in den Index Benchmarks, unter ihnen neben dem legendären Glücksstaat Bhutan die einst von Europa aus besiedelten Staaten Australien, Neuseeland, Chile, Argentinien, Costa Rica und Kanada.

 Eurozentrismus und Wettbewerbsfähigkeit

 Neben den World Development Indicators, mit denen die Weltbank Entwicklungsländer von entwickelten Ländern trennt, veröffentlicht das World Economic Forum aus Davos den Global Competiveness Report. Dieser wird unter Wirtschaftsführern erhoben und bewertet die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Konkurrenzfähigkeit von Staaten. Wir haben nun die Ergebnisse unseres Index Benchmarks mit dem Ranking des Competiveness Reports verglichen.
Die WEF-Profis setzten die USA auf Platz 2, Österreich dagegen, das nach dem Sieger Schweden in den alternativen Indices Vizeweltmeister ist, nur auf Platz 17.

Da rein statistisch die Miteinbeziehung weiterer Indices zu einer immer geringeren Abweichung im Gesamtvergleich führt, zementieren die gegenwärtigen internationalen Indices die vorhandenen ökonomischen und kulturellen Unterschiede. Ob Bildung und Chancengleichheit, Umweltschutz und Rechtssicherheit, stets gehen die Stärken auf diesen Gebieten auch mit ökonomischer Stärke einher.

 Sozialkapital als neues Kriterium?

 Damit bieten die Indices keine positiven Ansätze für die Entwicklungspolitik bzw. reduzieren diese auf Umverteilungsfragen. Demgegenüber könnte es sinnvoll sein, das jeweilige Sozialkapital von Staaten zu erfassen, jene Leistungen also, die in Nachbarschaft, Religion und Kultur unentgeltlich außerhalb der Familie erbracht werden sowie das Vertrauen, das innerhalb einer Volkswirtschaft herrscht.

Unser Institut plant deshalb die Berechnung eines Social Capital Index, der durch empirische Umfragen den tertiären, nicht monetären Sektor, im Grunde eine Geschenkökonomie erfasst. Ein ähnliches Projekt hat die OECD 2004 ohne Begründung eingestellt.

Bericht und Diskussion zu dem Index Benchmark auf Risknet hier.

Downloads:      Excel mit den Grunddaten der 6 Indices
                                    Grosses Bild (2 MB) der Weltkarte mit dem Index Benchmark

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admin am 10. August 2010 in Allgemein

Wachstum in der Krise: Deutschlands erstes Genossenschaftsgasthaus

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Hohe Qualität zieht viele Besucher an

Vier Jahre dauerte es, bis im Januar 2010 die badische Gemeinde Bollschweil um ihren Bürgermeister Josef Schweizer Deutschlands erstes Genossenschaftsgasthaus eröffnen konnte. Das Bolando geriet bereits nach wenigen Monaten zum Hit: Längst muß man in der einst menschenleeren Dorfmitte einen Parkplatz suchen.
Wir untersuchten die monetäre Auswirkung und verglichen die konventionelle Berechnung des Projektes mit unseren Berechnungsansätzen. So sieht das Projekt konventionell aus:
Grundstückskauf und Erschliessung durch Gemeine Bollschweil: 450.000.-  Euro
Investitionen Genossenschaft:                                                                      300.000.- Euro
8000 ehrenamtliche Stunden à 30.-                                                           240.000.- Euro
Investitionssumme                                                                                            990.000.-  Euro
Jahresumsatz (Soll)                                                                                            500.000.- Euro
Die Gemeinde hat das Gasthaus auf Erbpacht abgegeben, was die noch niedrigen Zinskosten der Kommune erwirtschaftet. Man rechnet mit etwa 5 Vollzeitstellen, regionalem Einkauf (Brot, Fleisch, Gemüse, Wein) und Synergieeffekten, da das Gasthaus gleichzeitig Versammlungssaal ist.
Die 230 Genossenschaftsmitglieder (Schweizer hat selbst 3 Anteile gezeichnet) der Gemeinde mit 1970 Einwohnern, darunter 450 Minibürger unter 18!, repräsentieren mit Familie, Freunden und Kollegen bereits die für den wirtschaftlichen Betrieb notwendige Basis.
160520101349Aber all das würde nichts helfen, wenn im Bolando der Weisswein warm, das Bier abgestanden, das Brot schlecht wären. Selbst gastronomische Fachleute im verwöhnten Markgräfler Land zwischen Freiburg und Basel tun sich sehr schwer, Qualität zu leisten und kontinuierlich zu erhalten.
Wir konnten uns an einem Sonntagnachmittag anhand des Regionalgerichtes „Elsässer Wurstsalat“ mit Brot und einem Sauvignon Blanc davon überzeugen, dass alle Bestandteile von höchster Qualität waren.
Ausreichend Küchen- und Servicepersonal sorgten dafür, dass das Gasthauskonzept „Essen und Trinken wann man will“ aufgeht, das allein vermag, eine Frequenz zu erzeugen.

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Unscheinbar von außen, innen elegant

Bürgermeister Schweizer: „Seit das Bolando hier ist, ist der Orstkern viel belebter. Das merken auch andere Gewerbe.“ Nicht alle Bürger waren für das Gemeindeengagement. Noch immer, so Schweizer, seien etwa 30 Prozent skeptisch. Der entscheidende Erfolgsfaktor liegt aber nicht nur im erfolgreichen Bestehen gegen private Mitbewerber: „Wir müssen bereit sein, unser Geld in der eigenen Gemeinde zu lassen.“, stellt Schweizer fest.
Von außen sieht das Gebäude eher aus, wie ein umgebauter Supermarkt. Im Innenraum verblüfft es durch gekonnte Details unter Verwendung von Naturstein, Stahl, Glas und Eiche.

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Boden: Eiche massiv. Stühle: Eiche massiv. Tische: Eiche massiv.

Unsere Berechnung (verkürzte Zusammenfassung) geht davon aus, dass gegenwärtig 600 Wohnobjekte in Bollschweil stehen (1000 Haushalte), die – nach Rücksprache mit der Immobilienabteilung der Sparkasse-Staufen-Breisach (Bilanzsumme 2009: 1,05 Mrd. Euro) einen Marktwert von je Euro 270.000.- haben. Sie repräsentieren damit einen Gesamtwert von 160 Mio Euro.
Für die meisten Besitzer ist die Immobilie eine Altersvorsorge, von der diese eine Rendite erwarten. Zwar erwirbt auch die Gemeinde Bollschweil Grundstücke für Einheimische, aber letztlich hängen die erzielten Preise von den Immobilien-, Arbeits- und Zinsmärkten ab.
Je größer nun durch elektronische Medien und gleitende Arbeitszeit die Ortsunabhängigkeit wird, desto größer ist der Einfluß der einst als „weichen“ Faktoren bezeichneten Größen wie Sozial- und Kulturleben, belebter öffentlicher (Erlebnis)Raum und persönliches Glücksempfinden.

Josef Schweizer

Bürgermeister Josef Schweizer

Nicht nur Letzteres hat sich in Bollschweil erhöht: Durch die geringere Umschlagsgeschwindigkeit der Bestandsimmobilien (weniger Wegzüge, mehr Interesse an Zuzügen und Familienerweiterung) rechnen wir damit, dass Ende 2010, also ein Jahr nach Eröffnung des Bolando, der Wertzuwachs der Einzelimmobillien zwischen 2,5 und 4,5% liegen wird – und dies bei insgesamt sinkendem Bruttosozialprodukt, sinkendem Realeinkommen und erhöhter Arbeitslosigkeit im Landkreis Freiburg-Hochschwarzwald.
Bereits bei einem mittleren Zuwachs von 2,5 Prozent hätten die Bollschweiler einen Vermögenszuwachs von 4 Mio Euro zu verzeichnen, das Zwölffache der investierten Genossenschaftsmittel. Willy Baur von  der Sparkasse Staufen-Breisach, selbst erfahrener Vorstand vieler Vereine, gibt allerdings zu bedenken: „Es ist zu fragen, ob sich nach diesem ersten Boom das ehrenamtliche Engagement auch hält.“
Was nach unserer Untersuchung bleibt, ist die Frage, ob und wie insbesondere die Immobilienmärkte durch bürgerschaftliches Engagement beeinflusst werden.

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admin am 17. Mai 2010 in Allgemein

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