Der deutschsprachige Raum – die grossen Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz
Willkommen bei der deutschen Version! Während der Grossteil der Projekte des Basel Institute of Commons and Economics inzwischen weltweit stattfindet, so der World Social Capital Monitor und die Studien zur Wechselwirkung und Finanzierung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, bleibt der deutschsprachige Raum noch immer Ursprung und Zentrum dieser Form der intellektuellen Entwicklungshilfe und Völkerverständigung.
Zögerlich, aber immerhin überhaupt, haben der Kanton Basel (2010) und das deutsche Entwicklungsministerium BMZ (2015) erste Studien zum Wert von Gemeingütern und Sozialkapital in Auftrag gegeben – Studien, ohne die es die weltweite Bewertung von Sozialkapital heute nicht gäbe.
Was sind nun die Besonderheiten der nicht-materiellen Güter in diesen drei Staaten?
Wählen wir einen ungewöhnlichen Weg, nämlich den Vergleich der Anzahl der Sozialwohnungen. Wie wir in unserer neuen Version von Was ist Sozialkapital 2018 aufzeigen konnten, unterscheidet sich die Zahl der Sozialwohnungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl erheblich (siehe Grafik).
Versuchen wir, diese Unterschiede zu erklären: Die Baukosten sind in Deutschland viel höher als in Österreich und der Schweiz? Die Schweizer und Österreicher verdienen einfach so viel weniger als die Deutschen und benötigen deshalb mehr Sozialwohnungen? Österreich und Schweiz sind sozialistische Systeme, in denen das Recht auf Privateigentum mißachtet wird?
Nein, alle drei Länder haben fast gleiche Rechts- und Steuersysteme, gesetzliche Rentenversicherung und staatlich kontrollierte Löhne und Mieten. Alle drei bieten Sozialhilfe, freie Schule und Universität sowie kostenlose Gesundheitsversorgung für Niedrigverdiener und Arme an. Auf der Suche nach Erklärungen für einen doch sehr körperlichen und materiellen Akt, nämlich die Bereitstellung von Wohnraum, stossen wir auf diese Tabelle:
Wäre es denkbar, dass es in den drei Ländern etwa nicht-materielle Einstellungen geben könnte, die sogar den Wohnungsbau beeinflussen? Den statistischen Ämtern wären diese unbekannt, da es bisher keine anerkannten Methoden und Verfahren zur Bewertung nicht-materieller Güter gibt.
Allerdings ist den statistischen Ämtern auch die Zahl der Sozialwohnungen und die Zahl der Armen und Arbeitslosen unbekannt.
Die hier erstmals päsentierte Tabelle stammt aus den Ergebnissen der deutschen Version (CH: Deutsch und Französisch) des Sozialkapitalmonitors, die Sie hier einfach selbst testen können: https://trustyourplace.com/?lang=de
Wir zeigen diese Ergebnisse ungern, denn zahlreiche Ministerien und Verwaltungen in allen drei Ländern lehnen die Bewertung und Einbeziehung nicht-materieller Einstellungen und Güter leidenschaftlich ab.
Dabei hätten sie dazu keinen Grund: Selbst in Deutschland sind mehrere soziale Güter im internationalen Maßstab sehr hoch bewertet, so die Hilfsbereitschaft (7,0) und die Bereitschaft, Steuern zu bezahlen (7,2).
Nur Sozialwohnungen können die Deutschen nicht. Wahrscheinlich fehlt es ihnen an Vertrauen (6,3) dass diese auch nur an wirklich Bedürftige gehen und an der Freundlichkeit (6,5) und Gastfreundschaft (6,0), die Sozialwohnung auch armen Einwanderern zu gönnen, die zumindest in der Schweiz die Hauptnutzer dieses Gemeingutes sind.
In Österreich konnten Niedrigverdiener einen Rechtsanspruch auf eine Sozialwohnung ebenso durchsetzen, wie die im Durchschnitt doppelt so hohe Rente (im Vergleich zu Deutschland) und die Auszahlung eines fast steuer- und abgabenfreien 13. und 14. Monatsgehaltes. Oder, kehren wir es um: In Österreich und der Schweiz sieht die wohlhabende herrschende Klasse keinen Grund, dem Volk das Leben zusätzlich zu erschweren und zu vermiesen. Sie möchte vom Volk respektiert und unterstützt werden. Den deutschen Eliten ist das egal. Sie werden erst dann Sozialwohnungen bauen, wenn durch Streiks und gewaltsame Demonstrationen die Gefahr besteht, dass ihre eigenen Pfründe wie die der Steuer- und Abgabenbefreiung in Gefahr geraten.
Kommentare deaktiviert für Der deutschsprachige Raum – die grossen Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz
admin am 25. Februar 2018 in Allgemein