Monatsarchiv für August 2010

Kleine Länder ganz gross – der erste internationale Index Benchmark

Kleine Länder ganz gross – USA nicht unter Top 30, Österreich auf Platz 2

 In den letzten Jahren wurden mehrere neue Indices entwickelt, die Länder nicht nur nach ihrem Bruttosozialprodukt oder ihrer Exportstärke, sondern auch nach Biodiversität, Korruptionsanfälligkeit, menschlichen Entwicklungs-möglichkeiten und Friedlichkeit bewerten und vergleichen.

IndexBenchmarks2010small

So sieht die Welt aus, wenn Länder nach neuen Kriterien bewertet werden, etwa nach Biodiversität und Friedlichkeit.

 Insbesondere sind dies:

–          der Global Peace Index 
          der Shadow Economy Index
–      
   der Happy Planet Index
–         
der Human Development Index
–      
   der Environmental Sustainability Index

Die mit viel Engagement und Aufwand entwickelten Indices sollten jenseits der bekannten Daten der Weltbank Auskunft darüber geben,  wie auch jenseits der reinen demographischen und Finanzdaten Staaten ihre Potentiale nützen.

So lag im britischen Happy Planet Index zur Überraschung vieler Costa Rica auf Platz 1. Die USA führen die Liste der am wenigsten korruptesten Länder an. Australien konnte hinter Norwegen den zweiten Platz in Sachen menschlicher Entwicklung vermelden. Als umweltfreundlichstes Land gilt Finnland. Uruguay nimmt darin Platz 3 ein. Neuseeland wiederum ist das friedlichste Land der Erde.

Die Erwartung, dass verschiedene Indices auch verschiedene Resultate hervorbringen, wurden nun von unserem Institut durch einen Vergleich aller Indices überprüft.

In einem Index Benchmark wurden die fünf neuen Indices zusammengerechnet. Würden sie ein neues Bild der Bewertung von Nationen abgeben?

Wiederentdeckung der alten Weltsicht

Mit einem Visualisierungsprogramm wurde die Gewichtung der Länder im Vergleich der Indices in eine maßstabsgetreue Weltkarte importiert. Diese verblüfft gleich durch mehrere Besonderheiten:
– grosse Staaten wie Russland, China, Indien und die USA erscheinen auf der Karte als Kleinstaaten

– mit einem überdimensionierten Europa erscheint die Welt so eurozentrisch wie in den frühen Seekarten des Altertums

– Afrika schrumpft zu einer kleinen Inselgruppe

   Da nicht für alle Staaten auch in allen Indices Daten vorliegen, fehlen einige Staaten, die vermutlich eine gute Positionierung haben würden, z.B.  Singapur, Hong Kong, Luxemburg, Liechtenstein und Island.
Nur 10 nichteuropäische Staaten schaffen es unter die ersten 30 in den Index Benchmarks, unter ihnen neben dem legendären Glücksstaat Bhutan die einst von Europa aus besiedelten Staaten Australien, Neuseeland, Chile, Argentinien, Costa Rica und Kanada.

 Eurozentrismus und Wettbewerbsfähigkeit

 Neben den World Development Indicators, mit denen die Weltbank Entwicklungsländer von entwickelten Ländern trennt, veröffentlicht das World Economic Forum aus Davos den Global Competiveness Report. Dieser wird unter Wirtschaftsführern erhoben und bewertet die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Konkurrenzfähigkeit von Staaten. Wir haben nun die Ergebnisse unseres Index Benchmarks mit dem Ranking des Competiveness Reports verglichen.
Die WEF-Profis setzten die USA auf Platz 2, Österreich dagegen, das nach dem Sieger Schweden in den alternativen Indices Vizeweltmeister ist, nur auf Platz 17.

Da rein statistisch die Miteinbeziehung weiterer Indices zu einer immer geringeren Abweichung im Gesamtvergleich führt, zementieren die gegenwärtigen internationalen Indices die vorhandenen ökonomischen und kulturellen Unterschiede. Ob Bildung und Chancengleichheit, Umweltschutz und Rechtssicherheit, stets gehen die Stärken auf diesen Gebieten auch mit ökonomischer Stärke einher.

 Sozialkapital als neues Kriterium?

 Damit bieten die Indices keine positiven Ansätze für die Entwicklungspolitik bzw. reduzieren diese auf Umverteilungsfragen. Demgegenüber könnte es sinnvoll sein, das jeweilige Sozialkapital von Staaten zu erfassen, jene Leistungen also, die in Nachbarschaft, Religion und Kultur unentgeltlich außerhalb der Familie erbracht werden sowie das Vertrauen, das innerhalb einer Volkswirtschaft herrscht.

Unser Institut plant deshalb die Berechnung eines Social Capital Index, der durch empirische Umfragen den tertiären, nicht monetären Sektor, im Grunde eine Geschenkökonomie erfasst. Ein ähnliches Projekt hat die OECD 2004 ohne Begründung eingestellt.

Bericht und Diskussion zu dem Index Benchmark auf Risknet hier.

Downloads:      Excel mit den Grunddaten der 6 Indices
                                    Grosses Bild (2 MB) der Weltkarte mit dem Index Benchmark

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admin am 10. August 2010 in Allgemein